
Trummer & Gäste - Ir Brandig - Gespräche über Musik & Menschsein
Singer / Songwriter Trummer hat schon vor über 20 Jahren andere Musiker:innen zu öffentlichen Gesprächen eingeladen. Damals hiess das "Songwriters Lounge / Round". Nun kehrt er zu einem ähnlichen Format in Podcast-Form zurück. In der ersten Staffel von Ende Februar bis September 2025 erscheinen Begegnungen mit den Gästen von Trummers neuem Album, "Ir Brandig", das Song um Song, Podcast um Podcast veröffentlich wird. Die Gespräche drehen sich um die Prägungen der Herkunft, um das Menschsein - und Künstler:innen-Sein - an sich und genau in diesem Moment auf der Welt und natürlich um die gemeinsam gesungenen Songs.
Trummer & Gäste - Ir Brandig - Gespräche über Musik & Menschsein
#8 Olivia Zaugg & Sarah Widmer: "Veränderung darf anstrengend sein" - Ein Gespräch
Das DUO Zaugg & Widmerin gibt es seit 5 Jahren, und einige ihrer ersten Auftritte waren Fensterkonzerte in ganz Bern, zur Pandemie-Zeit, die Musik spielte drinnen, die Leute hörten auf der Strasse zu. Ihr Repertoire ist einerseits geprägt von ihrem Hintergrund als klassisch ausgebildete Sängerin, bzw. Pianistin. Andererseits von ihrer gemeinsam Liebe zu alten Volksliedern. Und schliesslich davon, dass sie nur mit Akkordeon und Stimmen auftreten, oftmals auch unverstärkt.
Sarah Widmer kenne ich seit über 12 Jahren, als sie bei "Heldelieder" mitgesungen hat, und fast gleich lange ist sie auch meine Partnerin, Freundin und Mutter unserer beiden Töchter. Zusammen leben wir seit 2014 in zunächst einer Gross-WG und inzwischen in einer Hausgemeinschaft in Urtenen bei Bern.
Olivia Zaugg habe ich kennengelernt, seit Sarah mit ihr singt, und ich durfte sie sowohl am Klavier wie auch am Akkordeon schon mehrmals aufnehmen.
Der Song "Nachtwach", der unser Gespräch geprägt hat, ist eigentlich ein Liebeslied, der Wunsch füreinander da sein zu wollen, und gleichzeitig auch ein Liebeslied, das über sich selbst nachdenkt: Was kann ich denn anbieten? Und wo sind bei aller Liebe vielleicht auch die Grenzen bei einer respektvollen Annäherung? In meiner Wahrnehmung als Mitvierziger hat sich das kollektive Bewusstsein zu diesem Thema enorm entwickelt, und mich hat interessiert, wie diese Fragen Sarah mit gut Mitte Dreissig und Olivia Anfang Dreissig durch ihr Erwachsenwerden begleitet haben, notabene zu einer anderen Zeit in einem ganz anderen Milieu als "meinem Frutigen" der 90er Jahre.
Wir haben uns im März 2025 in meinem Musikraum getroffen und ausgetauscht, auch über folgende Fragen:
Über die Berner Länggasse als Olivias Kindheitsquartier, lebendige Geborgenheit, eine Andockstelle, die ihr immer noch viel bedeutet - auch nicht mehr in der Länggasse
Über die Dorfbachstrasse in Köniz, wo Sarah das spontane Anreissen von Ideen für die Kindergemeinschaft erlebt hat, was sie bis ihr heutiges Leben weiterführt.
Über das Aufwachsen im urbanen Raum im Vergleich zum ländlichen Kindheit, auch in Bezug auf Heimatgefühle.
Über Herkunft, Sprache und Milieu als Teile der Identität.
Über die Feinfühligkeit als Teil der Berner Identität.
Über eine tiefliegende Sicherheitsgefühl, das die Schweiz einem gibt, im Verhältnis zu Städten im Ausland, wo beide gelebt haben.
Über das Lied "Nachtwach" und die Frage, was man einander abnehmen kann, anbieten als Mitmensch.
Wie umgehen mit dem "älteren" Teil der Gesellschaft, der manchmal den Veränderungen und Entwicklungen skeptisch oder ablehnend gegenübersteht.
Über den Blick auf die eigene Biografie, das Unwort "Work-Life-Balance", vielleicht eher die Balance zwischen Menschsein und Musikerinnensein,
und darüber wie sie als Künstlerinnen mit ihre Lebenspläne mit sich selbst verhandeln.